Tram Bern West knapp gescheitert
17. Mai 2004
KOMMENTAR in der BZ vom 17. Mai 2004
Das Tram im Graben
Otto Hostettler
Die Agglomeration Bern wollte eine neue Tramlinie, doch das Land sagt Nein. Der Graben zwischen Stadt und Land hat sich am Wochenende im
Kanton Bern bedrohlich geöffnet. Auch wenn letztlich nur 2194 Personen den Ausschlag zum Nein gaben, die Tendenz ist klar: Abgelehnt wurde das Projekt in den entlegenen Regionen, je weiter von Bern, desto höher der Anteil an Nein-Stimmen. Die Vielfältigkeit, die die Faszination des Kantons ausmacht, ist dem Bären zum Verhängnis geworden. Das Land fürchtet offensichtlich, dass sich die Wirtschaft noch stärker auf die Agglomeration Bern konzentriert.
Die Randregionen vergessen aber, dass nur wirtschaftlich starke Zentren den Kanton mit seinen entlegenen Gegenden finanzieren können. Wer sonst baut Kantonsstrassen – bis in abgelegenste Talschaften?
Doch es ist nicht nur die Kluft zwischen Stadt und Land, die zu denken gibt. Entstanden ist auch ein politischer Graben. Auf die Ebene des Thomas Fuchs wollten sich die so genannt etablierten Politikerinnen und Politiker nicht begeben. Alles, was im Kanton Rang und Namen hat, war im Unterstützungskomitee vereint. Doch bei fast allen war damit das Engagement bereits ausgereizt. Besonders eklatant aufgefallen war dies an der Delegiertenversammlung der grössten Partei, der SVP: Jene, die
Fuchs hätten widersprechen und die Wichtigkeit dieser Investition hätten darlegen können, blieben stumm: die SVPRegierungsmitglieder Elisabeth
Zölch, Werner Luginbühl und Urs Gasche.
otto.hostettler@bernerzeitung.ch
Nein
zur zweiten Gotthard-Röhre - Ja zum Aggloverkehr
Tram
Bern West weiter auf Kurs
10. Februar 04
Tram Bern West nach Avanti-Nein nicht gefährdet
Die Schweizer Bevölkerung hat den Gegenentwurf zur Avanti-Initiative
abgelehnt. Das Projekt Tram Bern West ist durch diesen Entscheid nicht gefährdet.
Das Projekt wurde bereits vor einigen Jahren aufgegleist und kann unabhängig
vom Gegenentwurf zur Avanti-Initiative realisiert werden.

Die Investitionskosten
für den Bau der neuen Tramlinie belaufen sich auf 122,3 Millionen
Franken. Der Grosse Rat des Kantons Bern befürwortet das Projekt.
Er hat dem kantonalen Kredit von 47,5 Millionen Franken im vergangenen
Herbst mit überwältigendem Mehr zugestimmt. Allerdings ist gegen
diesen Beschluss das Referendum ergriffen worden. Klar bewilligt worden
ist auch der Kostenanteil der Stadt Bern (Gemeindeabstimmung vom 30. November
2003).
Der Bund leistet mit
42 Prozent einen wesentlichen Beitrag an die Kosten von Tram Bern West.
Im Rahmen der Sofortmassnahmen zur Finanzierung des Agglomerations-verkehrs
hat er bis ins Jahr 2006 die Übernahme von 41 Millionen Franken zugesichert.
Die Investitionen nach 2006 werden gemäss der dann gültigen
Bundesfinanzierung er-folgen.
Das Projekt Tram Bern
West hat nicht nur für Stadt und Region, sondern für den ganzen
Kanton Bern eine grosse Bedeutung. In Zukunft sollen in den Entwicklungsschwerpunk-ten
Brünnen und Ausserholligen-Weyermannshaus 7000 neue Arbeitsplätze
und Woh-nungen für 4000 Menschen entstehen. Voraussetzung dafür
ist eine gute Verkehrs-erschliessung. Das Tram ist im Vergleich mit anderen
Verkehrsmitteln leistungsfähiger, ökologischer, im Betrieb kostengünstiger
und es wird von der Kundschaft als attraktiver beurteilt.
Das Komitee
für den Aufschwung ist bereit
Ein überparteiliches Komitee bestehend aus 200 Persönlichkeiten
ist bereit für den kantonalen Abstimmungskampf zu Tram Bern West.
Das Komitee erachtet ein Ja als wichtiges Signal für den wirtschaftlichen
Aufschwung des ganzen Kantons.
Ein bereits aus über
200 Persönlichkeiten bestehendes überparteiliches Komitee steht
für den kantonalen Abstimmungskampf zu Tram Bern West bereit. Das
Komitee ist in allen Regionen und allen politischen Lagern gut verankert
und soll in den nächsten Wochen noch grösser werden. Denn vom
Tram Bern West profitiert nicht nur die Region Bern, sondern der ganze
Kanton Bern. Im Westen Berns sollen dereinst 7000 Arbeitsplätze und
Wohnraum für 4000 Personen entstehen. Es ist wichtig, dass sich der
Wirtschaftsmotor Region Bern, in der über 50 % des kantonalen Bruttoinlandproduktes
erarbeitet werden, weiterhin entwickelt. Das strahlt auf den ganzen Kanton
Bern aus.
Avanti-Resultat
hat mit Tram Bern West nichts zu tun
Die
am 16. Mai zur kantonalen Volksabstimmung gelangende Vorlage Tram Bern
West hat mit dem Verdikt zur Avanti-Vorlage nichts zu tun. Entsprechende
Behauptungen der Tram-Gegner sind unwahr. Wahr ist, dass Tram Bern West
durch einen Bundesbeitrag im Rahmen der Sofortmassnahmen zur Finanzierung
des Agglomerationsverkehrs finanziert wird. Jetzt kann der Kanton Bern
damit mit Tram Bern West eine einmalige Chance packen.
Abgesehen davon haben sich anlässlich der Avanti-Auseinandersetzung
alle Seiten für die Förderung des Aggomerationsverkehrs eingesetzt.
Tram Bern West ist eine innovative und effiziente Lösung für
die Verkehrsprobleme in den Agglomerationen und damit ein wichtiges Signal
für die Zukunft eines innovativen öffentlichen Verkehrsnetzes
im ganzen Kanton.
Betroffene
sagen Ja zum Tram Bern West
Unwahr
ist auch die Behauptung der Tram-Gegner, die Vorlage sei im November 2003
in der Stadt Bern von den direkt Betroffenen abgelehnt worden. Richtig
ist, dass in den direkt betroffenen Quartieren "Bümpliz-Bethlehem"
und "Mattenhof-Weissenbühl" zusammen die Ja-Stimmen überwogen.
Die Stadt Bern als Ganzes hat mit 63,3 Prozent zugestimmt. Zusammen mit
dem grossmehrheitlichen Ja des Grossen Rates ist Tram Bern West bis dahin
ein Erfolgsprojekt. Das Komitee setzt sich dafür ein, dass das im
Interesse des ganzen Kantons jetzt definitiv bestätigt wird.
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