Dezidierte
Haltung im Grossen Rat
Das Tram Bern West soll rollen
10. September
03
Nach dem Stadtrat
hat nun auch der Grosse Rat dem Tram Bern West überraschend deutlich
zugestimmt. Der Grosse Rat erteilte damit auch den rechtspopulistischen
Wirtschafts-Pessimisten eine klare Abfuhr.

Bald ein Fest in Bern West
Klarer Entscheid
für 47-Mio-Kredit
Der Grosse Rat hat den Kantonskredit von 47 Mio. Franken für das
Tram Bern West mit 140 zu 11 Stimmen bewilligt.
Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission hatten sich im Vorfeld
einstimmig für den Kredit ausgesprochen. Es gehe darum, dass die
Stadt Bern im Westen eine Entwicklungschance bekomme, sagte GPK- Sprecher
Hans-Jörg Pfister (FDP/Zweisimmen).
Zerstrittene
SVP
Thomas Fuchs (SVP/Bern) zog als Tramgegner der ersten Stunde alle Register,
um das Projekt zu bekämpfen. Zuerst stellte er einen Ordnungsantrag,
wonach alle Grossräte, die beruflich mit dem Projekt zu tun haben,
in den Ausstand treten müssten. Der Antrag wurde deutlich abgelehnt.
Auch einen zweiten
Antrag, der verlangte, dass der Kredit obligatorisch dem Volk unterbreitet
werden müsse, wurde mit 138 zu 18 Stimmen bei 13 Enthaltungen abgelehnt.
Rückweisung des
Geschäfts beantragte im Namen einer SVP- Minderheit Hans Oppliger
(Thun). Im November solle die Regierung zwei Varianten vorlegen, die auch
eine Alternative zur Unterquerung des Autobahnviadukts beinhalten müssten.
Impulse für
die Wirtschaft
Klar hinter den Kredit stellten sich die übrigen Fraktionen: Für
die SP sei das Projekt ausgereift, sagte Michael Kaufmann (Bern). Tram
Bern West strahle wirtschaftspolitisch weit aus und passe sehr gut in
ein flächendeckendes ÖV-Konzept.
Die FDP wolle
in den Westen Berns investieren, sagte Peter Moser (Biel), auch wenn das
Geschäft kritisch angeschaut werden müsse.
Die positiven
wirtschaftlichen Auswirkungen lobte auch Barbara von Escher (GFL/Seedorf).
Tram Bern West dürfe aber nicht weitere Einschnitte bei der ländlichen
ÖV-Erschliessung bewirken. Sabine Gresch (GB/Bern) sagte, das Tram
sei für die Erschliessung von Bern West unbestritten das beste Verkehrsmittel.
Verschiedene
Redner wiesen darauf hin, dass es nicht realistisch sei, eine neue Variante
bis November vorzulegen. Dies bedeute mit Sicherheit den Tod des Projekts.
Die Stadt als «Wirtschaftsmotor
des Kantons» brauche Tram Bern West, sagte Baudirektorin Barbara
Egger. Heute liessen sich keine Investoren mehr finden, die ohne ÖV-Erschliessung
auf der grünen Wiese bauten.Bei
der Linienführung sei die beste Variante gewählt worden. Das
Ausarbeiten einer neuen Linienführung beanspruche mindestens zwei
bis drei Jahre.
Der Rückweisungsantrag
Oppliger wurde mit 127 zu 32 Stimmen bei drei Enthaltungen abgelehnt.
In der Schlussabstimmung passierte der Kredit mit 140 zu 11 Stimmen bei
zehn Enthaltungen komfortabel.
Jetzt noch
die Stadtberner Stimmbürger
Egger bestätigte im Rat, über ein allfälliges Referendum
könne frühestens in einem Jahr abgestimmt werden. Die Bundesgelder
in der Höhe von rund 71 Mio. Franken würden dann mit Sicherheit
in andere früher baureif gewordene Projekte in der Schweiz fliessen.
Die Gesamtkosten belaufen
sich auf 152,8 Mio. Franken. Am Donnerstag hatte der Berner Stadtrat einen
18 Mio.-Kredit fürs Tram Bern West klar gutgeheissen. Das Stadtberner
Stimmvolk befindet im November über die Vorlage.
Stadtrat genehmigt
Projektverbesserungen
Der Stadtrat stimmte dem Geschäft „Tram Bern West, flankierende
Massnahmen“ mit 58 Ja, 10 Nein und 3 Enthaltungen zu. Geleichzeitig
beschloss er auf Antrag der Kommission „Planung, Bau und Verkehr“
PBV folgende Auflagen und Änderungen:
Für alle Teilstücke:
Das bestehende Toilettenangebot muss erhalten werden. Im Rahmen des Toilettenkonzepts
ist über Erhaltung und Neugestaltung zu entscheiden. (68 zu 0 Stimmen)
Bei allen wichtigen Haltestellen ist ein Standort für einen Velounterstand
zu defininieren und planerisch sicherzustellen.
Velounterstände, die des Tramprojekt wegen aufgehoben werden, sind
im Rahmen der ersten Bauphase zu ersetzen.
Folgende Baumpflanzungen sind sofort (in der ersten Bauphase) zu realisieren.
Wenn möglich werden einheimische Bäume berücksichtigt.
Teilstück Holligen: Baumreihe Effingerstrasse/Loryplatz, Baumreihe
Könizstrasse 3-7, Ergänzung Allee Schlossstrasse 122 + 124,
Ersatz Bäume Freiburgstrasse 127-131.
Teilstück Bethlehem: Ergänzung Alleen Weyermannshausbad-Kreisel
Untermattstrasse, Neupflanzungen im Bad, Ergänzungspflanzung zwischen
Jäger und Bethlehemstrasse, Neupflanzungen im renaturierten Bereich
Tscharnergut, Baumreihe entlang Waldmannstrasse bis Riedbach.
Teilstück Bümpliz: Baumreihe Bernstrasse bei Unterführung,
Baumreihe Bernstrasse Haltestelle Höhe bis Post, Baumdach Haltestelle
Bachmätteli bei Fussgängerzone.
Mit dem Tram
wird auch der Bümplizer Dorfbrunnen einen definitven Standort finden
- als Kreiselfigur ist er eindeutig zu schade.
Schulwegsicherheit als klare Prämisse
Bei der Fussgängerquerung Bernstrasse beim Schulhaus Höhe darf
gegenüber dem Ist-Zustand keine Verschlechterung der Schulwegsicherung
stattfinden. Gegen die Schulwegsicherung wehrte sich einzig ein Vertreter
der Schweizer Demokraten.
Die Platzgestaltung zwischen Morgen- und Bernstrasse soll sofort (in der
ersten Bauphase) realisiert werden. Die Krediterhöhung von 120'000
.- Franken wurde deutlich genehmigt.
Der Platz bei der Haltestelle Statthalterstrasse ist so zu gestalten,
dass er leer bleibt (Pfosten oder andere Massnahmen gegen widerrechtliches
Parkieren, kein Glascontainer, usw.)
Die Tramwendeschleife Bümpliz (Rodungsfläche) ist waldähnlich
zu begründen. Für die Begrünung sind einheimsiche Pflanzen
zu verwenden.
Im Weitern stimmte der Stadtrat folgenden Anträgen der PBV zu (die
Projektierung und Gestaltung Bachmätteli ist schon im Antrag des
Gemeinderats enthalten):
Der Gemeinderat wird beauftragt,
für die Bethlehemstrasse ein Gestaltungsprojekt und eine Kreditvorlage
für die Aufwertung und Neugestaltung des Bereichs zwischen Bernstrasse
und Kehrgasse und des Bereichs Looslistrasse und Bümplizstrasse mit
Kreisel vorzulegen.
der RVK 4 Mittelland die Verlängerung der Tangentialbuslinie 27 (Niederwangen-Holenacker)
nach Hinterkappelen zu beantragen. (Abstimmung über beide Anträge
zusammen 53 zu 16).

Polo bringts wie immer
auf den Punkt:
"Ds letschte Tram - das isch der Bescht - fahrt scho gly bis uf Bärn
Wescht."
Das Gesamtprojekt
Tram Bern West ist auf knapp 153 Mio. Franken veranschlagt. Die eigentliche
Traminfrastruktur kostet 122 Mio. Franken; sie wird vom Kanton Bern und
vom Bund finanziert, der im Rahmen seines Engagements für den öffentlichen
Agglomerationsverkehr eine Beteiligung von 42 % in Aussicht gestellt hat.
Der kantonale Kreditantrag für das Tram Bern West wird im kommenden
September dem Grossen Rat unterbreitet; dessen Beschluss unterliegt dem
fakultativen Referendum.
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