Grossaufmarsch
der Quartierbevölkerung
Was bringt Brünnen
für Bümpliz-Bethlehem
28. Januar 03
Was lange
währt, wird (hoffentlich) gut. Nach 40 Jahren Planung kann in Brünnen
voraussichtlich im Jahr 2006 die erste Wohnung bezogen werden. Das von
der Migros getragene Projekt für ein Einkaufs- und Freizeitzentrum
ist ebenfalls bereit. Die öffentliche Auflage soll im Februar durchgeführt
werden. Die neue Brünnen AG und die Quartierkommission Bümpliz
Bethlehem haben die Bevölkerung am 27. Januar im Rahmen einer öffentlichen
Orientierungsveranstaltung auf den neusten Stand gebracht.

Der neu renovierte
Saal im Restaurant Tscharnergut war proppenvoll, als Brünnenpromotoren,
Verkehrsspezialisten und Stadtpräsident Klaus Baumgartner die aktuellsten
News zur Brünnenüberbauung auf den Tisch legten. Weit über
200 interessierte und besorgte Bürgerinnen und Bürger wollten
wissen, was in Brünnen wann und wie gebaut werden soll und welche
Auswirkungen die Planung auf die Lebensqualität des Stadteils VI
haben wird.

Unter der stets professionellen
Leitung von QBB-Präsident Albert Krienbühl orientierten Martin
Schläppi, Projektleiter WESTside der Migros, Hanspeter Wyss, Stadtingenieur,
Fritz Herzog von der Infrastrukturgenossenschaft Brünnen und Verkehrsplaner
von Stadt und BLS ungeschönt aber doch mit kaum verborgener Begeisterung
über das Projekt.
Ein bewohnbares
Einkaufszentrum...
Martin Schläppi betonte noch einmal die Vision, welche hinter dem
Projekt WESTside steckt. Nicht einfach noch ein weiteres Shoppyland soll
es werden, sondern ein Ort, wo man gerne hingeht, ein Einkaufsszentrum
das bewohnbar ist. In den aktuellen gesellschaftliche Trends, in neuen
Lebensmodellen mit emanzipierten Frauen und Singelhaushalten liege das
Konzept für das Freizeit- und Einkaufszentrum begründet. Die
Spassgeneration will nicht einfach einkaufen, sondern etwas erleben und
in hippen Konsum-Lofts abloungen und mit Stil konsumieren.
Raum- und
umweltverträglich
Der polyvalente städtische Projektleiter Georg Schärrer erörterte
anschliessend die hard Facts zur Brünnenplanung. Die 2. Stufe der
Umweltverträglichkeitsprüfung habe keine grundsätzlichen
Probleme zu Tage gefördert. Mit verschiedenen Massnahmepaketen zum
Schutze der Bevölkerung vor Lärmimmissionen habe man den Verkehr
im Griff. Es sind dies einerseits eine optimale öV-Erschliessung
durch die neue S-Bahn-Station Brünnen und das Tram (bzw. vorerst
der verlängerte 14er Trolleybus), dazu kommen Lärmschutzmassnahmen
durch die Stadt (Umfahrung Niederbottigen und Fuss-/Radweg Rehhag) und
den Kanton (Lärmschutzmassnahmen Murtenstrasse).
Für den ökologischen
Ausgleich im gesamten Brünnenperimeter wurde eigens ein Fonds eingerichtet,
in welchen alle Bauherrschaften für ihre Eingriffe in die Naturwerte
auf ihrem Areal Entschädigungszahlungen leisten. Für neu geschaffene
Ersatzbiotope oder Naturwerte können die Promotoren wiederum Mittel
aus diesem Fonds beziehen.
Mit einem ausgeklügelten
Materialbewirtschaftungskonzept soll sichergestellt werden, dass möglichst
wenig Erdmaterial aus dem Brünnenperimeter abtransportiert werden
muss. Die Erdmassen werden nach Möglichkeit direkt für notwendige
Hinterfüllungen und Terrainanpassungen verwendet. Einzig in der Startphase
(1-2 Monate) seien grössere Lärmemissionen zu erwarten, bis
die Lärmschutzmassnahmen realisiert seien.
Was ist in
Brünnen anders als in Lyssach?
Die Verkehrsproblematik wurde den Anwesenden mittels einer aufwändigen
Computeranimation demonstriert. Wie Ameisen flitzten farbige Punkte über
Kreisel und Lichtsignalkreuzungen, was beim Publikum einige Heiterkeit
bewirkte. "Auf der Autobahn hat es keinen Verkehr drauf, das würde
das Bild stören", meinte der zuständige Verkehrsplaner.
Im Modell funktionierte der Verkehrsablauf jedenfalls einwandfrei. Allerdings
dürfte es in der Realität doch einiges schwieriger sein, den
Verkehr auszublenden, wenn er "das Bild stört". Im übrigen
erinnert der reale Strassenverkehr weniger an geordnete und disziplinierte
Ameisenstaaten, als viel eher an dümmliche Lemminge.
Ein neuer
Stadtrand im Westen
Stadtingenieur Hanspeter Wyss legte dar, dass sich der Westen Berns verändern
werde. Die durchgehende A1 führt zu einer Verkehrsumlagerung von
der A12 zur A1, Brünnen wird mit dem neuen Freizeit- und Einkaufszentrum
zu einem Publikumsmagneten von nationaler Bedeutung und der Stadtrand
im Westen wird baulich neu definiert. Zudem gab Wyss Einzelheiten zum
Timing der verschiedenen wichtigen Projektteile bekannt. Wenn alles gut
läuft, kann mit dem Bau des Trams Bern West bereits 2004 begonnen
werden, so dass es 2006 in Betrieb genommen werden kann. Baubeginn für
die Lärmschutzmassnahmen an der Bottigenstrasse (betroffen sind rund
40 Gebäude) ist Ende 03. Mit der Umfahrung Niederbottigen und dem
neuen Fuss-/Radweg soll Ende 03/Anfang 04 begonnen werden können.
Über die Umgestaltung der Murtenstrasse soll der Grosse Rat im Juni
diesen Jahres befinden können.
Nach 40 Jahren Planung endlich Wohnen in Brünnen
Fritz Herzog von der Infrastrukturgenossenschaft Brünnen
gab anschliessend Einblick in die geplanten Etappen der Wohnüberbauung.
Im Baufeld 6 sollen ab 2006 die ersten rund 70 Wohnungen bereit stehen.
Für die Baufelder 8 und 9 ist ein Architekturwettbewerb in Vorbereitung.
Ziel ist auch hier eine Fertigstellung 2006. Bis 2011 sollen die Etappen
1-3 realisiert sein, die beiden letzten Etappen gegen 2017. Insgesamt
entstehen 110'000 m2 Bruttogeschossfläche oder rund 900 Wohnungen.
Für sämtliche Baufelder sind Architekturwettbewerbe vorgeschrieben.
Zur Zeit sind rund 46% der Fläche bzw. 5 Baufelder im Besitz der
Stadt Bern.

Die Mahnworte
des Stapis
Stadtpräsident
Klaus Baumgartner dankte zum Schluss den Beteiligten für den interessanten
Anlass. Er hob insbesondere die Bedeutung der Quartierkommission Bümpliz
Bethlehem für die Mitwirkung der Bevölkerung im Stadtteil VI
hervor. Mit einem kleinen Werbespot machte er auf die die kommende Volksabstimmung
aufmerksam. Denn, erst mit der Neuregelung der politischen Rechte wird
die verfassungsmässige Voraussetzung für die Quartiermitwirkung
geschaffen.

zurück
|