Sympathische Begegnung mit einen aussergewöhnlichen Quartier

Gegen hundert Ehemalige, Bewohnerinnen und Bewohner, Besucherinnen und Besucher fanden sich am 20. November zur geglückten Vernissage der Ausstellung "wie war das damals" im Gemeinschaftszentrum des Tscharnerguts ein. Die anwesenden Architekten Ulyss Strasser und Hans Reinhard und der langjährige Zentrumsleiter Hansjörg Uehlinger erläuterten anhand anregender Episoden das politische und kulturelle Umfeld, in welchen die Grosssiedlung seinerzeit entstand.


Familenglück am Nierentisch in den frühern 60ern

Aufgestockte Hochhäuser
Die Grosssiedlung Tscharnergut war in ihrer Zeit schweizweit ein Novum. "Im Ausland bestand aber bereits ein Trend zur so genannten Gemischtbauweise - also hohe und niedrige Bauten nebeneinander mit viel Freifläche für die Kinder." Die Architekten Lienhard und Strasser verdichteten das siegreiche "Tscharni"-Projekt nochmals. Auf ausdrücklichen Wunsch der Stadt, welche der akuten Wohnungsnot in der Nachkriegszeit begegnen wollte, stockten sie die Hochhäuser von 15 auf 20 Geschosse auf und nutzten in den vier- und achtgeschossigen Häuserzeilen das ursprünglich freie Erdgeschoss für Wohnungen.

Die Bevölkerung stimmte der Ueberbauung Tscharnergut zu, und 1958 gings los. Eine Architektengemeinschaft übernahm den Bau: Lienhard und Strasser, Hans und Gret Reinhard und Eduard Helfer.
Innert acht Jahren erstellten sie fünf Hochhäuser, zwölf mehrgeschossige Häuserzeilen und ein paar Reiheneinfamilienhäuser.

Eine Allmend für die Kinder
Die Siedlung Tscharnergut setzte neue Massstäbe, was die Kinderfreundlichkeit angeht. Sämtliche Aussen- und Zwischenräume wurden von Beginn an den Kindern zur Verfügung gestellt. Jedes Kind durfte überall in der Siedlung spielen.
Das Tscharnergut wurde autofrei geplant. Insbesondere die verkehrsfreie Mittelallee bereitete den städtischen Behörden einige Schwierigkeiten. Dies ging sogar so weit, dass sich die Kehrichtabfuhr weigerte, den Kehricht einzusammeln, weil es sich um eine "verkehrsfreie Privatstrasse" handle.
Die Idee, das Regenwasser nicht in die Kanalisation einzuleiten, sondern direkt versickern zu lassen fand bei der Stadt ebenfalls keine Gnade. Die Versickerung wurde verboten - heute ist dies Vorschrift.


Kompromissloser Aufklärungsjournalismus des Schweizer Fernsehens im Tscharnergut: "Als Heidi Abel und Werner Vetterli vom Schweizer Fernsehen kamen, sollten wir nur Negatives sagen."

Eine Stadt im Wandel
Gegen 5000 Menschen drängten nach der Erstellung ins Tscharnergut. Im letzten Jahr wohnten auf der gleichen Fläche nur noch gut 2700 Leute. Ein Problem ist die Überalterung: Die Jungen ziehen weg, die Älteren sind geblieben. Ein weiteres Problem: die Wohnungsgrössen. Reichte in den 60er Jahren eine Dreizimmerwohnung problemlos für eine vierköpfige Familie aus, so sind die Ansprüche heute erheblich höher. Ein wesentlicher Nachteil des Tscharnerguts ist heute, dass praktisch ausschliesslich Dreizimmerwohnungen vorhanden sind. Der Markt verlangt aber nach Vier- oder Fünfzimmerwohnungen.


Für viele ein Sündenpfuhl -
Live-Discos im Tscharnergut mit achthundert Besuchern

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Die Ausstellung ist bis Ende Januar 02 geöffnet, Di-Fr, 8.30-22.30 Uhr, Sa 8.30-18.00 Uhr und So 10-17 Uhr, Quartierzentrum im Tscharnergut, Waldmannstrasse 17.

www.qzt.ch