Planungsstopp
bei der Klinik Permanence
Ist die
medizinische Notfallversorgung in Bern West in Frage gestellt?
Die Klinik Permanence
bietet spezialisierte Dienstleistungen in den Bereichen Ophthalmologie,
Orthopädie und Sportorthopädie sowie Traumatologie an und verfügt
über einen allgemeinen 24-Stunden Notfalldienst. Mit der Übernahme
des Salemspitals durch die Hirslandengruppe werden nicht nur die Spezialisten
von Bümpliz abgezogen, möglicherweise ist sogar der für
den Stadtteil wichtige Notfalldienst gefährdet.
Die Hirslandengruppe
will das für die Permanence geplante Orthopädiezentrum im Salemspital
einrichten. Das 25-Millionen-Umbauprojekt im Westen Berns wurde per sofort
gestoppt. Das Salemspital biete "die ideale Infrastruktur für
ein Orthopädiezentrum".
aus
der Traum!
In der Permanence
sollen die bisher ausgeübten Tätigkeiten (Augenchirurgie, Hals-,
Nasen- und Ohrenchirurgie und Viszeralchirurgie) weiterentwickelt werden.
Es sei "nicht ausgeschlossen", dass dennoch gewisse Investitionen
in die Klinik Permanence getätigt würden, sagte Robert Bider,
CEO der Hirslanden-Holding gegenüber der Zeitung "Bund".
Ein Konzept sei noch nicht vorhanden. Jedenfalls werde die Permanence
künftig «im kostengünstigeren Rahmen» tätig
sein müssen. Eventuell werde dort ein Wochenbetrieb eingerichtet.
Gesundheitsmulti
auf Expansionskurs
Die Hirslandengruppe, Besitzerin von neun Privatkliniken in der ganzen
Schweiz, übernimmt im kommenden Jahr das Berner Salemspital vom Diakonissenhaus
Bern. Sie ist seit 1990 Besitzerin der Klinik Beau-Site, 1997 hat sie
zudem die Klinik Permanence übernommen. Die diesjährigen Medienmitteilungen
der Hirslandengruppe erscheinen recht stereotyp:
7. Dezember 01:
"Die
in Münchenstein (BL) domizilierte Klinik Birshof schliesst sich per
1. Januar 2001 mit der Privatklinikgruppe Hirslanden zusammen..."
5. Dezember 01:
"In verschiedenen Teilschritten schliesst sich das vor 113 Jahren
gegründete Salem-Spital in Bern bis Ende März 2002 mit der Privatklinikgruppe
Hirslanden zusammen."
26. Oktober 01:
"Die in Cham domizilierte Andreas Klinik hat sich per 26. Oktober
2001 mit der Privatklinikgruppe Hirslanden zusammengeschlossen..."
15. Juni 01: "Die
Klinik Belair in Schaffhausen hat sich per 14. Juni mit der erfolgreichen
Privatklinikgruppe Hirslanden zusammengeschlossen..."
Zur Hirslanden-Gruppe
gehören die Kliniken Hirslanden und Im Park (Zürich), Beau-Site
und Permanence (Bern), Cecil und Bois-Cerf (Lausanne), Im Schachen (Aarau),
Belair (Schaffhausen) und Andreas (Cham). Auch im Ausland ist die Hirslanden-Gruppe
auf der Suche nach Partnern - bisher aber erfolglos.
Die Hirslanden-Gruppe
rechnet im laufenden Jahr mit einem Umsatz von 500 Millionen Franken.
17 Prozent davon setzen die beiden Berner Kliniken Beau-Site und Permanence
um. Die Patientenzahlen der gesamten Gruppe stiegen von 24'000 (im Jahr
1992) auf 37'500 (2000).
Interesse nur an
Besserverdienenden
Ein Blick in den Geschäftsbericht der Hirslandengruppe macht deutlich,
welches Verständnis von Medizin das Management vertritt:
"Denjenigen gesundheitspolitischen Kräften, die sich auch
in unserem Land eine verstaatlichte Medizin wünschen, stellt sich
Hirslanden mit aller Entschiedenheit entgegen. Die zusatzversicherten
Patienten sollen auch in Zukunft den Arzt und das Spital ihres Vertrauens
frei wählen dürfen, ohne dass ihnen mit dirigistischen Massnahmen
diese Freiheit genommen wird, wie das von einem Teil der politischen Kräfte
in der laufenden KVG Revision angestrebt wird."
Mit der Übernahme
des Salem-Spitals dürfte das Interesse der Hirslandengruppe am wenig
prestigeträchtigen Standort Bümpliz rasch abnehmen. Die vertraglich
vereinbarte Aufrechterhaltung eines allgemeinen Notfallbetriebs in der
Permanence ist gefährdet.
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